Wer an einem Winterabend Holz nachlegt, denkt selten daran, dass im scheinbar stummen Scheit eine Brennholz-Fledermaus stecken könnte, die tief im Winterschlaf ruht und auf den ersten Blick kaum zu erkennen ist. Der Griff in den Stapel wirkt vertraut, doch genau dort verbirgt sich oft ein unscheinbarer Rückzugsort für kleine, geschützte Arten. Eine Bewegung, ein Stoß, ein Kaminfeuer – schon kann ein unbedachtes Handeln schwerwiegende Folgen für ein Tier haben, das sich nicht wehren kann. Wer genauer hinsieht, entdeckt in diesem alltäglichen Moment ein Thema, das viel größer ist als ein Stück Holz.
Versteckte Winterquartiere: Warum der Holzstapel so attraktiv für eine Fledermaus ist
Holzstapel im Garten wirken ruhig, stabil, ein wenig unscheinbar. Sie stehen am Zaun, lehnen an einer Wand, trocknen vor sich hin. Genau diese Mischung aus Ruhe und Schutz macht sie zu idealen Winterquartieren für Fledermäuse, die eine sichere Nische suchen. Viele Arten bevorzugen enge Spalten, in denen Frost kaum durchdringt und Wind nur leise vorbeistreicht. Das Innere eines gut geschichteten Holzlagers erfüllt diese Bedingungen fast perfekt und bleibt selbst an kalten Tagen eine Art natürlicher Wärmepuffer.
Der Nabu Hamburg weist immer wieder darauf hin, dass gerade kleine Arten wie die Rauhautfledermaus besonders häufig in solchen Holzstapeln überwintern. Ihr Fell verschmilzt optisch mit der Maserung des Holzes, ihr Körper ist leicht, kompakt und in Winterstarre nahezu regungslos. Diese Starre dient ihrem Überleben, denn sie senkt den Energieverbrauch drastisch, lässt sie aber zugleich vollkommen schutzlos erscheinen. Wer ein Scheit hebt, bemerkt oft nicht, dass ein Tier darin ruht, bis es vielleicht zu spät ist.
Viele Gartenbesitzer unterschätzen, wie tief sich manche Tiere zwischen die Scheite schieben. Sie finden winzige Zwischenräume, die man kaum als Hohlraum wahrnimmt, und verbringen dort Monate ohne Bewegung. Diese Ruhe birgt die größte Gefahr: Eine Fledermaus reagiert in dieser Phase nicht schnell und kann nicht fliehen. Sie bleibt dort, wo sie liegt, selbst wenn der Stapel wackelt oder plötzlich Licht einfällt. Genau diese Unbeweglichkeit führt Jahr für Jahr zu tragischen Situationen, die sich leicht vermeiden ließen.
Gefährliche Nähe zum Kamin
Der Moment, in dem ein Stück Brennholz vom Stapel in Richtung Kamin wandert, ist entscheidend – und oft riskant. Viele Fledermäuse überstehen den Winter nur, weil sie ungestört bleiben. Wird ein Scheit bewegt, kann das Tier zu Boden fallen, leblos wirken und dennoch völlig am Leben sein. Menschen verwechseln Winterstarre häufig mit Tod, was verständlich, aber fatal ist. In dieser Phase reagiert der Körper kaum, die Atmung ist extrem langsam, die Muskeln sind wie eingefroren. Ein unachtsamer Griff kann schwere Verletzungen verursachen.
Noch dramatischer wird es, wenn ein Scheit samt Winterschläfer im Feuer landet. Dann hat die Fledermaus keine Chance. Diese Situationen entstehen überraschend schnell, da viele Menschen im Winter große Mengen Holz nachlegen und nicht jeden Scheit genau betrachten. Der Gedanke, dass Tiere im Kaminholz leben, fühlt sich für viele ungewohnt an. Dabei ist es ein natürlicher Vorgang, der seit Jahrzehnten dokumentiert wird. Winterquartiere in solchen Stapeln gehören zu den unterschätzten Lebensräumen, die wir Menschen oft unbeabsichtigt zerstören.
Auch der Kamin selbst wird manchmal zum Versteck. Manche Tiere rutschen versehentlich in das Ofenrohr, weil sie einen dunklen, windgeschützten Ort suchen. Allein die Vorstellung wirkt beunruhigend, doch sie beschreibt eine Realität, die Tierzentren im Winter regelmäßig beschäftigt. Das BUND-Fledermauszentrum Hannover rät deshalb dazu, Kaminzüge und Feuerstellen zu kontrollieren, bevor man sie nutzt. Ein kurzer Blick kann verhindern, dass ein Tier zu Schaden kommt.
Wie man eine „Brennholz-Fledermaus“ schützt und im Notfall richtig handelt
Wer Brennholz nutzt, kann viel beitragen, um Fledermäuse zu schützen. Ein erster Schritt besteht darin, den Stapel vor jeder Entnahme aufmerksam zu prüfen. Licht reicht oft aus, um Bewegungsstrukturen im Holz zu erkennen. Ein vorsichtiger Griff und ein kurzer Seitenblick offenbaren manchmal kleine Schatten, Fellreste oder leichte Vertiefungen. Wer ein Tier entdeckt, lässt den Scheit einfach liegen und schützt damit ein Leben.
Wichtig ist auch, überwinternde Tiere nicht umzusetzen. Ihre Energie reicht in der Winterstarre nicht aus, um neue Quartiere zu suchen, und ein Ortswechsel kann tödlich enden. Bemerkt man ein Tier in Not, hilft ein schneller Anruf bei einer regionalen Fledermausstation oder beim Nabu-Fledermaustelefon. Experten wissen, wie man Situationen einschätzt, ohne dass das Tier unnötig Stress erlebt. Viele Fälle lassen sich telefonisch klären, manche erfordern eine Abholung durch Fachleute.
Fällt eine Fledermaus aus dem Holz auf den Boden, wirkt sie häufig reglos. Das bedeutet nicht, dass sie tot ist. Ein frostiger Körper gehört zur Winterstarre, nicht zum Todeszeichen. Ist das Tier unverletzt, lässt man es am besten an einem ruhigen Ort, geschützt vor Wind und Tieren. Muss es gesichert werden, eignet sich eine kleine Notfallkiste: ein Karton mit Luftlöchern, ausgelegt mit einem Tuch. Handschuhe sind Pflicht, um sowohl sich selbst als auch die Fledermaus zu schützen. In der Dunkelheit beruhigt sich das Tier, bis Hilfe eintrifft.
Viele Naturorganisationen bieten im Winter schnelle Unterstützung. Das Nabu-Fledermaustelefon ist erreichbar, wenn Unsicherheit besteht. Die Helfer kennen typische Fälle, erklären Schritte und nehmen Menschen die Angst, etwas falsch zu machen. Wer achtsam handelt, bewahrt Leben – und oft reicht dafür ein Moment der Aufmerksamkeit im Alltag.






