Jedes Jahr zum TÜV statt alle zwei Jahre: Die EU hat überrascht

TÜV jährlich

Der Gedanke an TÜV jährlich wirkt im ersten Moment wie ein Schrecksignal für jeden Autofahrer, der an routinierte Abläufe gewöhnt ist. Man spürt sofort, wie stark diese Vorstellung in den Alltag eingreift, denn die zweijährige Hauptuntersuchung gehört seit Jahrzehnten zur stillen Taktung vieler Menschen. Ein fester Termin, zwei Jahre Ruhe, ein System, das zuverlässig wirkt. Nun rüttelt ein EU-Vorstoß an diesem Rhythmus und löst eine Debatte aus, die weit mehr umfasst als die Frage nach Plaketten und Prüfberichten.

Warum die Idee TÜV jährlich mehr ist als ein bürokratischer Reflex

Wer seit Jahren Auto fährt, kennt das vertraute Ritual: Der Wagen rollt zur Prüfstelle, der Prüfer nickt, man zahlt seine 150 Euro und fährt entspannt vom Hof. Dieses Modell funktioniert, solange man davon ausgeht, dass zwei Jahre für ein verlässliches Sicherheitsniveau reichen. Doch die Diskussion kam auf, als Stimmen laut wurden, die genau das infrage stellten. Sie forderten kürzere Intervalle, weil viele Fahrzeuge erst spät auffallen, wenn sie längst Mängel angesammelt haben.

Und dann tauchte der Vorschlag auf, ältere Autos jährlich auf die Bühne zu schicken. Die Reaktionen fielen heftig aus, denn viele Menschen verbinden Prüfungen mit Kosten und Aufwand, nicht mit Vorsorge. Automobilclubs warnten vor Mehrkosten, Werkstätten sahen zusätzlichen Betrieb, Prüfstellen erkannten Chancen und Risiken zugleich.

In der Breite lohnt sich ein Blick auf die Zahlen. Rund 22 Millionen Hauptuntersuchungen fanden 2024 in Deutschland statt. Fast die Hälfte entfiel auf Fahrzeuge, die zehn Jahre oder älter sind. Bei ihnen traten in über der Hälfte der Fälle Mängel auf. Bei jüngeren Autos lag die Quote bei gerade einmal 19 Prozent. Diese Spannweite zeigt, wie unterschiedlich Belastung und Verschleiß wirken, je älter ein Fahrzeug wird. Und genau hier setzt die Idee an, die Intervalle zu verkürzen.

EU‑Pläne stoßen auf politischen Widerstand

Die Kommission wollte diese Erkenntnisse nutzen und europäisch einheitliche Vorgaben schaffen. Strengere Messmethoden für Feinstaub und Stickoxide standen ebenfalls auf dem Plan, denn seit dem Dieselgate sitzt der Wunsch nach saubereren Prüfprozessen tief. Man wollte genauer hinschauen, was aus den Auspuffrohren strömt, und gleichzeitig klären, ob alte Fahrzeuge schnell genug entdeckt werden, bevor sie zu rollenden Problemen werden.

Dann traten die Verkehrsminister auf die Bremse. Zu teuer für die Bürger, zu wenig Begeisterung bei den Betroffenen und ein deutlicher Hinweis, dass man mit dem Thema nicht die Stimmung einer ganzen Wählergruppe gefährden möchte. Die Skepsis zog sich quer durch die Mitgliedsstaaten, traf aber in Deutschland auf eine besonders klare Ablehnung.

Was hinter den politischen Manövern steckt – und warum Reformen oft scheitern

Die Pointe des Vorgangs überrascht kaum jemanden, der politische Prozesse kennt. Der deutsche Verkehrsminister Patrick Schnieder stellte sich in Brüssel hin und erklärte mit sichtbarer Zufriedenheit, man habe verhindert, „dass wir da auf einjährige Prüfintervalle zurückfallen würden“. Der Satz klang wie das Durchatmen eines Mannes, der eine unangenehme Pflicht abgewehrt hat.

Damit bleibt die bekannte Regelung erst einmal bestehen. Zwei Jahre bleiben zwei Jahre, bis ein neuer Vorschlag wieder durchsickert. Doch die Argumente, die für ein kürzeres Intervall sprechen, verschwinden nicht. Sie kehren zurück, sobald neue Untersuchungen zeigen, wie stark der Zustand alter Fahrzeuge schwankt.

Ein Blick nach Spanien erzählte diese Geschichte bereits. Dort gelten für Autos, die zwischen zehn und dreißig Jahre alt sind, jährliche Prüfpflichten. Die Maßnahme trat vor über zwanzig Jahren in Kraft, weil die Unfallzahlen zu hoch waren. Das Ergebnis lässt viele aufhorchen: Zwischen 2000 und 2020 sank die Zahl der Verkehrstoten um 44 Prozent. Ein Wert, den Behörden maßgeblich auf die ITV – den spanischen TÜV – zurückführen.

Gleichzeitig sorgt ein anderes Detail für Staunen. Die spanische Hauptuntersuchung kostet rund 40 Euro, während deutsche Autofahrer im Schnitt 150 Euro zahlen. Diese Differenz wirkt fast surreal und lässt viele fragen, warum die Gebühren hierzulande so hoch liegen. Dass ein Prüfer Zeit braucht, ist unbestritten, doch der extreme Preisunterschied bleibt ein Reibungspunkt. Viele Fahrer vermuten Strukturen dahinter, die sich über Jahrzehnte festgesetzt haben, ohne dass jemand sie konsequent hinterfragt.

Wo die Praxis beginnt – und was das für Autofahrer bedeutet

Wenn man die Diskussion hinter sich lässt und den Blick auf den Alltag richtet, zeigt sich ein vertrautes Bild. Die Hauptuntersuchung wirkt für viele wie ein Pflichttermin, den man ungern verschiebt. Man putzt die Scheiben, kontrolliert die Lampen, lauscht kurz in den Motorraum und hofft auf ein schnelles „Alles in Ordnung“. Die Plakette signalisiert, dass der Wagen noch eine Weile durchhält.

Würde man dieses Ritual jährlich wiederholen, stiege die Zahl der Termine spürbar. Werkstätten müssten ihre Kapazitäten erweitern. Fahrer müssten zusätzliche Kosten einplanen. Manche würden ihren alten Wagen vielleicht früher abgeben, weil sich jährliche Prüfungen nicht mehr lohnen. Andere würden penibler darauf achten, was sie fahren. Der Markt würde sich verschieben, und viele würden es erst merken, wenn ihre Werkstatt die erste Zusatzbuchung ablehnt.

Auf der anderen Seite steht die Sicherheit. Wer einmal hinter einem Auto herfährt, dessen Bremslicht flackert oder dessen Auspuff funkt, weiß, wie fragil der Zustand vieler Fahrzeuge ist. Mehr Kontrollen könnten genau hier ansetzen. Mängel würden früher entdeckt, und manche Pannen blieben aus. Eine ideale Welt sähe wahrscheinlich strengere Checks und niedrigere Preise vor.
Wie realistisch diese Kombination ist, steht auf einem anderen Blatt. Politik, Wirtschaft und Verbraucher bewegen sich selten im Gleichschritt. Doch der Druck wächst, weil die europäische Fahrzeugflotte altert und technische Risiken zunehmen. Irgendwann wird man das Thema wieder aufgreifen müssen, vielleicht mit einem breiteren Konsens, vielleicht mit einem feineren Modell, das Alter, Laufleistung und Fahrzeugzustand kombiniert.

Warum TÜV jährlich trotz aller Kritik bleibt, das wiederkehrt

Die Debatte mag fürs Erste beendet sein, doch das Thema verschwindet nicht aus den Akten. Fahrzeuge altern weiter, Mängel steigen, und Sicherheitsfragen bleiben bestehen. Wer heute aufatmet, könnte morgen erneut vor einer Reform stehen. Manche Ideen tauchen wieder auf, sobald die Zahlen sie stützen. Und genau so wird auch diese Frage zurückkehren.

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